Martin Schwarz: Kunstschach
Spielbuch mit 69 Schachbrett-Variationen. Ein illustriertes Denk-Capriccio
 
2006; Format 17,5 x 24 cm (Querformat), Festeinband mit Fadenheftung
96 Seiten, 80 z.T. Farbige Abbildungen, 69 kreative Schachbrett-Abwandlungen


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Buchbesprechung von Dr. W. Schweizer, in der Schachzeitung Rochade Europa 01/2007:
 
Martin Schwarz, ein aus dem schweizerischen Winterthur stammender Graphiker, Lithograph und Künstler der Postmoderne, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit kreativen Schachbrett-Variationen. Um der Normierung des Schachspiels zu umgehen, hat Bobby Fischer bekanntlich die Anordnung der Figuren in der Ausgangsstellung verändert („Randomized Chess" bzw. „Schach 960"). Schwarz hat den anderen Weg beschritten: er gestaltet das Schachbrett um, so dass etwa Formen eines Xylophons (S. 10), Tischbeines und Winkelganges (S. 11) entstehen, eine Doppelschachpyramide (S. 13), ein Mäanderschach (S. 17), eine Sanduhr (S. 19), ein Quartett (in entfernter Anlehnung an das ursprüngliche Tschaturanga - S. 21). Weiterhin hat er sich Punktierungsbretter (S. 29), Verwandlungswände (S. 31), ein Springer-Rund (S. 33), eine Herzform (S. 37), einen „Waterloo-Schreck" (S. 45), ein Capriccio (S. 49), eine Chaissa-Türe (S. 51) sowie einen Schlüssel (S. 53) ausgedacht. Ferner staunt der Leser über die Zebra-Regel (S. 55), die Diagonalrampe (S. 58), den Harlekin (S. 59), den Altar (S. 65) und den Klostergang (S. 66), ein Tandem (S. 70 f), über das Fußballschach (.S. 72) und die Königsflucht (S. 73), u.a.m. Noch verwegener wird es bei der Erhöhung und dem Plateau (S. 74 und 75), beim Turmlabyrinth (S. 77), beim Kreisquadrat (S. 81), bei der Rundbahn (S. 82), dem Umweg (S. 83), beim Spiel- und Prunkrahmen (S. 85 und 87) sowie bei bis ins Unendliche fortgesetzten Muster (S. 88 f). Am Ende kann dann noch der lange Einstein-Lasker-Schachweg beschritten werden (S. 90-95). Wo immer nötig, gibt der Autor die jeweilige Grundaufstellung der Schachsteine an und eventuelle Abänderungen der Zugregel oder auch, auf welchen Feldern Bauern-Umwandlungen erfolgen können. Auf diese Weise sind 69 bespielbare Schachbrett-Variationen entstanden, und tatsächlich hat sich schon der schleswig-holsteinische Jugendmeister Aljoscha Feuerstack erfolgreich in manchen Abwandlungen des Königlichen Spiels versucht - und dies sogar in einem Simultanspiel in Eckernförde! (S. 8). Das originelle Büchlein wird inhaltlich durch viele z.T. farbige Abbildungen und Graphiken ergänzt und bereichert, ferner durch ein Textporträt von Peter André Bloch über den Künstler Martin Schwarz (S. 4 f) und durch zwei Fotos vom „Credit Suisse Chess Champions Day" am 22.8.2006 in Zürich unter Beteiligung von Kasparow, Karpow, Kortschnoi und Judit Polgar (S. 6 f). Wer Lust und Laune verspürt, kann sich einige der Phantasie-Schachbretter selbst anfertigen und dann ein Spielchen wagen. Vielleicht wird sich ja dann auch zu jeder der spielbaren 69 Schach-Variationen ein eigener theoretischer Überbau herausbilden, wobei aber eine theoretische Schwierigkeit entstünde. Ein Zitat von Marius Fränzel (S. 88) besagt: „Der Mathematiker und Schach-Großmeister Dr. John Nunn hat eine Abschätzung vorgenommen, die zu dem Ergebnis kommt, dass wenn man in der Lage wäre, jeweils eine Schachstellung auf einem Elementarteilchen zu speichern, es bei Anwendung von sinnvollen Reduktionsverfahren theoretische möglich wäre, die für die Lösung des Spiels relevanten Stellungen in der Materie mehrerer Galaxien abzuspeichern". Die entsprechenden Spielpositionen des Schwarz'sehen Kunstschach müssten dann in unzähligen weiteren Galaxien, welche heute mehrheitlich noch ihrer Entdeckung harren, abgelegt werden....